Aktualisiert am 24. Mai 2021
Der hohe Norden Norwegens begeistert mit einsamen Küsten, scheinbar unberührter Natur und sauberem klarem Wasser. Ein Freiheitsgefühl der extra Klasse. So dachten wir auch, als wir auf der Nordkinn-Halbinsel zu Fuß zum nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes loszogen, zum Kinnarodden. In einer menschenleeren Region, wo die Welt zu Ende schien, kann der Mensch doch noch nicht zu viele Spuren hinterlassen haben. Leider doch, das scheinbar makellose saubere Bild was für uns im Kopf exerzierte, hatte einen großen Schönheitsfehler bekommen. Müll! Ziemlich viel Müll sogar!
Ein Müll-Problem was nicht nur auf der Nordkinn-Halbinsel existiert
Je weniger bewohnter die Küste im Norden Skandinaviens wurden, umso mehr Müll zog sich endlos an den Küsten und Stränden entlang. Hier gab es mehr Küste, wie Menschen hätten aufräumen können. Aus diesem Grund wurde es wohl für uns so deutlich sichtbar. Vom weiten noch schwer zu erkennen und nur als schöne saubere Natur war zunehmen, wurde beim direkten Zugang zum Meer an vielen Stellen erschreckendes Sichtbar. Müllberge so weit das Auge reichte!
Die Stürme spülten eine ganz Menge Zeug an die Küste wie Gummistiefel, Schuhe, Sonnencreme-Verpackungen, Fischernetze, Bürsten, Pinseln, Zahnbürsten, Seile und Taue, sowie Schwimmer für Netze und Bojen. Aber auch Gasflaschen und andere Metallene Dinge, zum Teil schon stark zersetzt, lagen an der Küste vom Nordkinn verstreut. Doch am häufigsten waren Abermillionen kleine Plastikteile zu erkennen, die zum Teil flach und rund geschliffen mit Muscheln schnell zu verwechseln waren.
Zu Fuß zum nördlichsten Punkt Europas
Müll im Wasser und an der Küste ist nicht nur ein Problem amNordkinn. Es ist ein Problem was sich mittlerweile über den gesamten Erdball erstreckt und jetzt sogar die Arktis erreicht hat. Es sieht mehr und mehr danach aus, das wir früher oder später alle von dem Problem betroffen sind, ob wir wollen oder nicht.
Doch wie kommt der Müll ins Meer?
Die Fünf oder sechs Norweger, die ihr Ferienhaus am Meer liegen haben, können wohl selbst bei größter Anstrengung nicht diese Berge an Müll verursachen. Es wäre wohl auch nicht in ihrem Sinne und Interesse.
Der meiste Müll in den Weltmeeren wird über Flüsse eingetragen, vor allen durch Drittländer und Schwellenländer, wo es normal scheint, den Müll einfach in der Natur zu entsorgen. Selber habe ich es schon oft genug auf meinen Reisen gesehen, wie der Müll selbstverständlich im Fluss oder auf dem Weg entsorgt wurde. Jedoch macht sich derjenige dabei keine Gedanken, was dies für die Natur und der Umwelt, und somit auch später für ihn als Menschen bedeuten könnte. Aber natürlich ist es jetzt falsch alles zu pauschalieren und nur Schwarz oder Weiß zu sehen.
Fehlt die Aufklärung über die Ressource Müll?
Viele Menschen können häufig nichts dafür, gibt es oft keine Müllabfuhr oder Recyclingmethoden wie bei uns in Mitteleuropa. Es fehlt die Sensibilisierung und die Aufklärung um das Problem besser in den Griff zu bekommen. Ganz einfach gesagt, sie kennen es nicht anders, es hat ihnen bis jetzt noch niemand die Konsequenzen hieres Verhaltens gezeigt, so wie wir es und regelmäßig gegenseitig zeigen. Dafür sind die einzelnen Regierungen ebenfalls Verantwortlich und wie ich finde, die Hersteller der Verpackung und Produkten, die in diesen Ländern mit Aufklären sollten! Wenn der Konsum schneller steigt wie das Verständnis und Wertschätzung für Ressourcen, wird das Problem Müll in den Meeren noch schlimmer.
Müll gelangt natürlich ebenso auch zu einem gewissen Teil durch Stürme, Überschwemmungen oder von Schiffen und Fischerbooten in die Weltmeere.
Müllstrudel! Die größten Mülleimer der Welt.
Der ganze Müll der nun auf den verschiedenen Wegen ins Meer gelangte, treibt nun mit den Strömungen durch die Weltmeere. Die Strömungen treiben den Müll weiter bis dieser sich in größeren Müllstrudeln hängen bleibt und sammelt. Einer von diesen Müllstrudeln, der wohl aktuell größte, nennt sich „Great Pacific Garbage Patch“ im Nordpazifik. Was vom Namen her wie nach einem Touristen Paradies klingt, ist in Wirklichkeit eine mit Müllverseuchte Wasserfläche in der Größe von 1,6 Millionen Quadratkilometern. Zur besseren Vorstellung der Größe dieses Müllstrudels, Deutschland würde dort 4-mal hineinpassen!
Es gibt noch vier weitere große Müllstrudel in unseren Ozeanen. Südpazifischer Müllstrudel, Südatlantischer Müllstrudel, Nordatlantischer Müllstrudel und den Müllstrudel Indischer Ozean.
Zersetzt durch Salzwasser, Wellen, Sonneneinstrahlung und Organismen, ist der Müll oft nicht von der Oberfläche aus zu erkennen. Dieser sinkt immer weiter in die Tiefe oder schwebt zum Teil unsichtbar in unseren Meeren umher. Wissenschaftler vermuten sogar, dass sich der meiste Plastikmüll mittlerweile auf dem Grund der Meere abgelegt hat.
Obwohl die meiste Fläche unseres Planeten mit Wasser bedeckt ist, wissen wir doch oft nur sehr wenig über unsere Ozeane und Meere. Wer mehr Meer in seinem Wissen haben möchte, dem kann ich das Hörbuch “Outlaw Ocean – Die gesetzlose See*“ vom Pulitzerpreis Träger Ian Urbina nur wärmstens empfehlen. Dabei geht es nicht nur um die Umweltverschmutzung und die Überfischung der Meere, sondern auch um andere wirklich unschöne Dinge, die auf unseren Ozeanen getrieben werden. Hier geht es zum kostenlosen Audible Probeabo*, wo das Hörbuch kostenlos nach der Anmeldung bezogen werden kann.
Meeressäuger und Vögel verenden im Plastik Paradies
Doch viele von den Plastikteilchen kommen erst gar nicht zu den Müllstrudeln, sondern landen in den Mägen von Meeressäugern und Vögeln. Diese können nicht immer unterscheiden zwischen genießbarer Nahrung und Plastik. Da Plastik allein nicht gut satt macht, verhungern viele Tiere trotz vollem Magen. Vögel verletzen sich den Magen und den Darm durch die Plastikteile und verenden dadurch grausam. Ein Fisch vollgepumpt mit Plastik landet, wenn er nicht vorher stirbt, irgendwann auf einem Teller. Wo dann Du und ich am Ende auch wieder Plastik zu uns nehmen.
Wenn Du keinen Fisch isst, solltest Du Dich jedoch nicht zu früh freuen. Denn wenn das größte Ökosystem der Erde weiter so belastet wird, dann wird es nicht nur die Menschen an der Küste oder die Fische treffen, sondern uns alle!
Lösungsansätze zum Aufräumen der Küsten
An einigen Strand- und Wanderparkplätzen in der Nähe der Küste, wird mit Schildern und der Bereitstellung von Müllsäcken um Mithilfe gebeten. Hier kannst Du Dir einen Müllsack schnappen und am Strand gefundenen Müll einsammeln. Der volle Müllsack soll dann mit einem größeren Stein erschwert am Strand liegen gelassen werden. Dieser soll irgendwann, wohl per Boot, abgeholt werden. Die Idee ist nicht schlecht. So haben auch wir haben diese Möglichkeit genutzt, um unseren kleinen Teil beizutragen und kräftig Müll gesammelt.
Leider muss ich dazu sagen, dass Möwen, Raben oder der Wind die vollen Säcke von anderen Sammlern, immer wieder zerrissen haben. Die Idee ist super, doch müssten die Säcke, von denen schon eine ganze Menge umher lagen, öfters abgeholt werden. Nicht das sonst auf diese Art wieder neuer Müll mit 100 zerfetzten Plastik-Müllsäcken produziert wird. Natürlich ist das mit Kosten und Logistik verbunden, doch festere Behälter am Strand, wie in Dänemark fanden wir ziemlich gut.
Nachteil vom Müll sammeln, der Müll war leider schon im Meer! Aber solch Sammelaufrufe wird es sicherlich an sehr vielen Orten und Küsten geben, wo wir als Gemeinschaft das Problem angehen können.
Bewusstsein schaffen, statt neue Ausreden erfinden!
Auch uns war das Problem noch nicht wirklich so bewusst, wie nun jetzt, als wir es mit eigenen Augen mehrfach gesehen und erfahren haben. Wenn Plastikteilchen unter deinen Füßen knirschen, statt Sand am Strand, dann weißt du, es stimmt was gewaltig nicht.
Das Ziel den Müll am Strand zu entfernen, genauso wie im Wasser, ist ein wichtiges Ziel. Doch sollten wir uns nicht zu sehr auf die Symptome versteifen und nicht vergessen die Ursachen zu bekämpfen, damit erst kein Müll im Ozean landet!
Ausgeleierte bekannte Ausreden, wie, das wir in Deutschland ja nicht allein die Welt retten können und es nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein ist, sollten uns nicht dazu verleiten, nicht mehr nichts zu tun. Auch wenn die Philippinen, Indonesien und China, was lange Zeit den Müll aus Deutschland aufgenommen hat, mit zu den größten Verschmutzern unserer Meere zählen, sollten wir deswegen nicht weniger tun!
Denn wenn keiner Anfängt, gibt es auch keinen Anfang in der Wende zum Besseren! Die Welt bewusster zu sehen und zu leben. Lasst uns das Wunder Erde bewahren in einem bewohnbaren Zustand!
Was kannst Du gegen Plastik im Meer tun?
Das einfachste ist in einem Satz gesagt. Ein Satz der Dir vielleicht schon aus den Ohren raus hängt, da zu oft gehört, aber trotzdem die Wurzel des Problem ist. Verringere Deinen Plastik Müll! Kaufe in Unverpackt-Läden, gehe auf Wochen-Märkte mit Deinen Stoffbeuteln und Deinen Eierpackungen und kaufe Regional ohne viel Plastik! Das alleine bringt schon unglaublich viel!
Du als Konsument hast unglaublich viel Macht, nutze sie sinnvoll!
Der nächste Schritt ist die Optimierung Deiner verwendeten regelmäßig benutzten Wegwerfartikel. Eine Zahnbürste aus Bambus* oder ein umweltfreundliche Zahnseide* rettet nicht gleich die Welt aber es ist ein Anfang zum Umdenken Deines Handelns. Du kannst mit Zähneputzen so die Welt ein Stück besser machen. Für uns war das der erste von vielen neuen Schritten für eine saubere Welt.
Hast Du Kleidung aus Polyester? Fast jeder von uns hat wohl einiges davon im Kleiderschrank rumliegen. Das Problem,was mir hier auch noch nicht so bewusst war, dass bei jedem Waschgang sich kleinste Teilchen lösen und somit ins Abwasser und so früher oder später den Weg ins Meer finden. Du hast viele Möglichkeiten die Welt besser zu machen.
Auf der Seite von Greenpeace und Nabu gibt es noch mehr Tipps und Möglichkeiten sich für saubere Meere und Flüsse einzusetzen.
Zum Abschluss noch zwei Buchtipps zum Thema Plastikfrei
Link zum Artikel der Zeit für Quellennachweis: https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2018-07/plastik-meer-tiefsee-nordpazifik-muellstrudel-oekosystem?wt_zmc=sm.ext.zonaudev.mail.ref.zeitde.share.link.x
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