Der Herbst im Süden Finnlands

In den Süden Finnlands

Aktualisiert am 29. Mai 2021

Teil 10 von 11 unserer Reise durch Skandinavien und das Baltikum

Unsere Route durch den Süden von Finnland im Herbst.
© OpenStreetMap contributors, © Omniscale

In der Stadt Kuusamo machten wir uns bei erneut einsetzendem Schneefall auf die Suche nach neuen Winterreifen. Unsere zwei stark abgefahrenen Reifen auf der Vorderachse sollten ersetzt werden. Wir fanden eine Werkstatt und zum Glück auch jemanden der englisch sprach. Das war nicht immer so einfach im Norden von Finnland, denn hier wird nicht ganz so viel Englisch gesprochen.

Neue Winterreifen konnte man uns gerne besorgen, das Stück kostet auch nur 260 €. WOW, wohl ein Sonderangebot. Ich fragte noch mal nach, ob denn bei diesem Preis ein Auto  mit dabei ist. Leider war kein Auto dabei und Gold enthielt der Winterreifen wohl auch nicht. Wir lehnten dankbar ab und überlegten uns was Neues, da wir nicht bereit waren für zwei Reifen 520 € zu zahlen.

Der Ersatzreifen wird es in Finnland richten!

Anstatt überteuerte Reifen zu kaufen, kauften wir uns endlich einen neuen Wagenheber. Unser ging bei einer Reifenpanne in Schweden vor einigen Monaten kaputt. Warum jetzt erst? Wir hatten einen gebrauchten Wagenheber in einem Straßengraben in Norwegen gefunden. Ich vertraute diesem nun aber nicht mehr. Trotz uneingeschränkter Funktion, entschieden wir uns aus Sicherheitsgründen für einen Neukauf.

Da unser Ersatzreifen ein Winterreifen ist und noch in einem guten Zustand war, tauschte ich diesen mit dem schlechtesten der zwei vorderen Reifen. Den Rest redeten wir uns schön.

>> Genau, nun ist es sicher! Denn jetzt haben wir ja drei Reifen die noch zum Fahren im Winter bei Schnee geeignet sind, nun ist alles gut! <<.

Nach dem wir also glaubte, dass drei Winterreifen hier oben genauso gut sind wie vier Winterreifen mit Spikes, ging die Reise weiter.

Kaputtes Auto in Finnlands Wäldern.
Entweder ist das ein Langzeitparkplatz, oder der Besitzer wartet darauf, das er sich endlich neue Winterreifen in Finnland leisten kann.

Eine einsame, nicht einsame Hütte im Osten von Finnland

Von Kuusamo aus folgten wir einige Kilometer einer Schotterstraße in Richtung russischer Grenze zu unserer spontan gebuchten Hütte. Die Lage war erste Sahne, kein Mensch weit und breit und das Haus lag mitten im Wald an einem See. Vom Camper aus sahen wir die Hütte nur vom weitem, denn die Hütte lag auf der anderen Uferseite vom See. Im Winter quert man einfach den zugefrorenen See zur Hütte. Zum aktuellen Zeitpunkt war dieser See aber noch nicht zugefroren, also schnappten wir uns das Boot, was extra zur Querung vorhanden war.

Hier gab es jedoch gleich den ersten Dämpfer, das Boot war kaputt! Die Ruder ließen sich nicht fest am Boot fixieren um damit richtig rudern zu können. Nebenbei bemerkt, drang auch noch Wasser ins Boot ein, sobald man versuchte einzusteigen. Egal, Urlaub, weiter geht’s. Fluchend und mit nassen Füßen ruderte ich, nein, versuchte ich zu rudern und gelangte mit einer merkwürdigen Paddel-Technik auf die andere Uferseite. Der erste Eindruck am anderen Ufer ließ uns wieder auf eine erholsame Zeit hoffen.

Kaputtes Ruderboot in Finnland
Das provisorisch repariere Boot beladen mit Feuerholz

Erholung im Mäuse-Haus?

Das Innere der Hütte war eine Katastrophe. Alles war schmutzig und überall lag Mäusekot umher! Also verbrachten wir den kompletten Tag mit der Reparatur des Bootes und dem reinigen der Hütte. Kaputt und müde vom Tag, legten wir uns in die Betten und hofften auf erholsamen Schlaf. Leider wurde uns dieser auch nicht gewährt. Der Besitzer des vielen Mäusekots rannte und kletterte die ganze Nacht in der Hütte über unsere Sachen.

Wir versuchten die Mäuse in der Nacht zu jagen, hatten dann aber nach einer Weile keine Motivation mehr. Wir wollten uns eigentlich nur ausruhen. Am nächsten Morgen lag in der Küchenecke und auf dem Esstisch wieder neuer Mäusekot. So einsam war die Hütte dann leider doch nicht. Übermüdet von der Nacht, trafen wir eine gute Entscheidung. Wir verließen die Hütte und hatten somit noch die Chance rechtzeitig vor dem großen Wintereinbruch in den Süden fliehen.

Einsame Hütte im Osten von Finnland
Die Hütte. Eigentlich eine geniale Lage!

Mit großen Schritten nach Süd-Finnland

An der Küste Finnlands sollte es nicht allzu kalt werden und anstatt Schnee, sollte es sogar Regen geben. Ganz anders sah es in der Mitte von Finnland aus. Kalt und Schnee! Normalerweise würden wir sofort Schnee dem Regen vorziehen, doch in der aktuellen Situation mit unseren Reifen, freuten wir uns sogar über den Regen. Es ging ohne große Pause nach Oulu nach Westen an die Küste. Von dort folgen wir weiter der Küste entlang nach Süden. Unser Plan ging auf. Es war deutlich wärmer als in den letzten Tagen und mit vier bis fünf Grad für uns mal wieder richtig warm. Nur kurz erkundeten wir die Küste Finnlands, denn unser Ziel war klar, wir wollten nun weiter nach Süden.

Die Küste Finnlands
An der Küste Finnlands, kann man sich den Traum von einer eigenen Insel erfüllen.

Der Elchtest

Auf dem Weg in die größere Stadt Tampere, wurden wir dem Elchtest unterzogen. Wir fuhren gemütlich auf einer kleineren Straße durch den Wald, als schon von weitem eine größere Lichtung auf der rechten Seite zu erkennen war. Ein Bild was wir wohl schon zigmal auf unserer Reise durch Finnland hatten. Doch dieses Mal war da noch mehr als die Lichtung zu erkennen. Elche!

4 Elche standen entspannt auf der Lichtung und genossen die Aussicht auf unseren Camper. Als deutscher Autofahrer wollte ich nicht mitten auf der leeren Straße einfach anhalten…ich fuhr automatisch weiter und eh Justyna die Kamera in der Hand hatte, war alles vorbei. Wir schauten uns kurz fragend an, als würden wir eine Bestätigung für das gesehen suchen. >> Das waren schon gerade 4 Elche, oder? <<. >> Ich denke schon, so sollten die aussehen. <<.

Mit dem Gedanken, die sind ja eh schon bestimmt weg, drehte ich an der nächsten Möglichkeit um, um noch einmal an der Stelle vorbei zu fahren. Und da standen sie wieder. Justyna konnte es nicht fassen, natürlich die Kamera nicht griffbereit, fuhren wir wieder an den Elchen mit großen Augen vorbei. Die Elche schauten uns wieder hinterher. Ich hatte das Gefühl, die wollten uns am liebsten Fragen, ob sie uns irgendwie helfen könnten.

Als die Elche Geduld zeigten

Alle guten Dinge sind drei und somit drehten wir wieder um, mussten ja eh in diese Richtung zurück! Und tatsächlich, sie waren noch da. Endlich schaffte ich es anzuhalten und Justyna den Fotoapparat herauszuholen. Sie blieben extra für uns stehen, wahrscheinlich hatten sie Mitleid. Ich dachte bis zu diesem Augenblick, Elche rennen gleich weg. Aber vielleicht wurden diese vom finnischen Tourismus Verband bezahlt, keine Ahnung. Es war zumindest für uns ein toller Moment nun endlich diese wunderschönen Tiere in Ruhe beobachten zu können. Elchtest bestanden!

Vier Elche aus Finnland
Die vier coolen Elche aus Finnland

3 Städte in 3 Tagen, Finnisch Sightseeing

Die Finnen sind bis jetzt auf unserer Reise die wohl entspanntesten Autofahrer. Zumindest haben wir diese Erfahrung machen dürfen. So verhielt es sich auch in den Städten. Normal fahre ich nicht gerne mitten in Ballungszentren hinein, doch in Finnland war das ziemlich entspannt. Selbst in Helsinki. Unser Plan war es, Skandinavien nun schnell zu verlassen, um noch vor der eisigen Kälte etwas vom Baltikum erkunden zu können. Also entschieden wir uns nur für kurze Stopps in Tampere und Lahti.

In Tampere gab es nur ein Ziel und das war für Justyna enorm wichtig. Das Mumins Museum! Schon als Kind hat Justyna mit den Abenteuern der von Tove Jansson erschaffenen Figuren mitgefiebert, ja und sie tut es heute immer noch mit Leidenschaft.

Von Tampere ging es nach Lahti in den Olympia-Park zu den Skisprung Anlagen und ins Ski-Museum. Nachdem wir dort im Skisprung Simulator und beim Biathlon Schießstand uns für die nächsten Olympischen Spiele qualifizierten, ging es weiter zur Hauptstadt Finnlands, nach Helsinki.

Skisprung Schanzen in Lathi.
Skisprung Schanze in Lahti
Zuckerkonsum in Finnland. Das macht Spaß.
Hier wird mein falscher Umgang mit Zucker Konsum deutlich erkennbar. Ein Besuch der Fazer Schokoladen Fabrik bei Helsinki.

Helsinki, das Tor zum günstigen Alkohol.

Wir fuhren in den Süden der Stadt Helsinki, nähe Hafen. Dort gab es günstige Parkplätze mit öffentlichen Toiletten. Perfekt für uns um dort 2 Nächte im VW Bus zu verbringen. Von dort aus waren wir schnell im Stadtzentrum und konnten zu Fuß zwei Tage Helsinki erkunden.

Die Hauptstadt Finnlands. Helsinki.

Am dritten Tag in Helsinki ging am Vormittag unsere Fähre nach Tallinn. Ob wohl es schon Mitte Oktober war, war die Fähre ordentlich voll. Wir wollten uns einen Kaffee kaufen, keine Chance! Eine riesige Menschenschlange zog sich durch das Schiff Richtung Bistro. Eine Zweite Schlange war gerade dabei zu entstehen, es war die zum Damen WC. Wir quetschten uns durch das Schiff und durchliefen eine Bar nach der anderen. Es gab Alkohol ohne Ende zu kaufen. Das schien das Ziel vieler Finnen zu sein. Viele Finnen fahren zum einkaufen nach Tallinn und ich vermute nicht, dass es Milch oder Orangensaft sein wird.

Freie Sitzplätze gab es leider nicht mehr, also machten wir es so, wie wir es oft vom Reise mit der Deutschen Bahn gewohnt sind. Wir setzten uns an eine freien Stelle zu vielen anderen Reisenden auf den Boden. 

Die Fahrt dauerte nur 2 ½ Stunden und mit der Fahrt verließen wir nach 146 Tagen und 13.000 Kilometern, Skandinavien. Wir erreichten Tallinn und damit das Baltikum.

Zu allen Artikeln über die Skandinavien-Baltikum-Reise

Mit dem Camper durch Skandinavien

2 Kommentare zu „In den Süden Finnlands“

  1. Liebe Elchverfolger, ich hoffe euch geht es gut und wundere mich immer mehr wohin ihr eure vielen Eindrücke abspeichert! Weiterhin eine tolle Reise und viel Glück mit eurem 3-Bein Bully. Liebe Grüße Nicola

    1. Hallo Nicola,
      schön von Dir zu lesen. Uns geht es gut und wir beschäftigen uns gerade mit einer „Neuorientierung“. Die Eindrücke sind schon enorm und das haben wir nun auch auf den letzten Metern gemerkt, das wir unbedingt Zeit zum verarbeiten brauchten. Darum gab es jetzt eine längere Pause.
      Wir sind aber selber gespannt, was die Zukunft bringt.
      Liebe Grüße
      Justyna und Björn

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