
Auf dem Küstenweg Kystriksveien zum Polarkreis: Skandinavien-Baltikum-Tour 8
Zurück in Schweden und Reifenwechsel in Östersund
Nach der Gewissheit, dass der Reifen hinten rechts nun erneut dauerhaft Luft verliert, fand ich dank moderner Hilfe per Internet eine Reifenwerkstatt in Östersund. Diese bestellten mir gleich darauf, zu dessen Verwunderung, 2 neue Winterreifen im Hochsommer. >> Warum fährst du im Sommer mit Winterreifen? <<. Ich wollte schon Antworten, das es etwas mit der Klimaerwärmung zu tun hätte, blieb dann aber doch ernst und erklärte die Geschichte mit dem längeren Reisen und die Möglichkeit Schnee im Winter zu haben und eben keine Möglichkeit zum Reifenwechsel. In zwei Tagen sollten die Reifen da sein, das passt, denn wir waren nur noch 100 Kilometer vor Östersund.
Es ging auf der E14, von Trondheim kommend, wieder über die Grenze nach Schweden. Gleich zu Beginn besuchten wir die Tännforsen. Ein wild gelegener Wasserfall, den wir als Tipp erhalten hatten und nicht enttäuscht wurden. Schweden war uns auf Anhieb wieder sympathisch und wir fühlten uns wohl.
Jeden Morgen, Mittag und Abend, kontrollierte ich meinen defekten Reifen auf der Hinterachse. Ich habe den Ersatzreifen nicht mit dem defekten ausgetauscht. So prüfte ich regelmäßig mit dem mini Kompressor den Luftdruck. Genügend Strom war im Camper vorhanden, somit gab es bis zur Reifenwerkstatt in Östersund keine weiteren Komplikationen.
Die teuersten Reifen die ich je fuhren durfte
Nachdem beide hinteren Reifen gewechselt wurden, bekam ich die Rechnung. Sauber! Pro Reifen 1500 Schwedische Kronen. Mit Montage waren wir nun 3500 Kronen leichter, dafür aber wieder mit fitten Reifen. Was muss, das muss.
Da in Jotunheimen beim Trekking einem meiner Wanderschuhe die Sohle davon flogen ist, besorgte ich mir in Östersund gleich ein paar neue Wanderschuhe. Denn es sollten noch weitere tolle Projekte auf unsere Füße in Zukunft warten.
Nachdem wir unsere Reisekasse bis aufs äußerste in Östersund strapaziert hatten, ertränkten wir zum Abschluss unseren Schock mit Fastfood bei Mc Donalds. Wir haben unseren Teil zumindest für den wirtschaftlichen Aufschwung in Östersund beigetragen.
Angeltraum, Ruhe und wilde Landschaften in Schweden
Durch Zufall entdeckten wir bei der Fahrt auf der Straße 340, in Richtung Norden, ein wildes und einsames Schweden. Die Landschaft war nun genau so, wie wir sie aus Kanada kannten und liebten. In der Region Hotagen befand sich ein Angelparadies für Angler und Fliegenfischer. Über die App ifiske, konnte online einfach mit Hilfe von PayPal eine Tageskarte für 120 Kronen gekauft werden.
Wir fingen 2 Bachforellen, die es zum Abendessen aus der Pfanne gab. Hier in Schweden ist das freie stehen mit dem Camper ganz selbstverständlich. Man sieht immer wieder Schweden einfach irgendwo stehen. Markise ausgefahren und vor dem Camper sind die Campingstühle und der Tisch zum entspannen aufgebaut. Verbotsschilder gibt es hier im Nirgendwo zum Glück nicht so viele und wenn alle mit Respekt mit Mutter Natur umgehen, wird das wohl auch so bleiben.
Der Kystriksveien 600km Traumstraße an der norwegischen Küste
Nach dem wir nach einigen Tagen Schweden, nun wieder zurück in Norwegen sind, ging es für uns auf die Straße Nummer 17, den Kystriksveien. Diese Straße soll uns nun an der Küste entlang, bis über den Polarkreis bringen. Diese Straße wurde uns als Alternativroute zur E6 in den Norden genannt und wir sollten mit dieser Empfehlung nicht enttäuscht werden. Landschaftlich umwerfend schön und deutlich weniger befahren wie die E6, war es genau unser Weg. Auch wenn es so deutlich länger in den Norden dauerte, doch Zeit spielte für uns zum Glück keine all so große Rolle.
Die Fährverbindungen auf dem Kystriksveien
Auf dem Weg in den Norden, müssen auf dieser Variante 6 Fähren genommen werden. So unterschiedlich und abwechslungsreich wie die Landschaft, sind auch die Fahrzeiten der Fähren. Einige fahren trotz Hochsaison nur alle 2 bis 3 Stunden, so das längere Wartezeiten eingeplant werden müssen. Auch wenn die Fähre voll ist und nicht jeder gleich drauf gepasst hat, hieß es Pech gehabt. In 3 Stunden fährt die nächste! Einige Fähren fahren wiederum Stündlich. Vorgebucht werden kann nicht.
Auf http://www.backpacker17.com/ können auch auf Deutsch, alle Informationen über die Fährverbindungen oder sonstige Informationen über die Kystriksveien abgerufen werden.
Das berühmte Loch mitten im Felsen, der Torghatten
Ein sehr oft abgebildetes Bergmassiv mit einem Loch in der Mitte. Meistens entstehen die berühmten Bilder vom Torghatten von der Hurtigruten aus, die dafür auf dem Atlantischen Ozean extra eine Schleife einbaut, um den Fahrgästen diesen Anblick präsentieren zu können. Wir sind in das Loch hinein gewandert und auf der anderen Seite wieder hinaus. Wenn in diesem Augenblick jemand vom Schiff ein Foto gemacht hat, könnte er uns vielleicht als kleine Punkte erkennen. Wir haben einfach mal gewunken.
Doch wenn man das ganze Massiv mit dem Loch in der Mitte auch sehen möchte, gibt es noch eine andere Möglichkeit, als mit der Hurtigruten zu fahren. Wir fanden eine kleine schöne Wanderung hinter dem Flughafen von Bronnoysund, die uns zur Landzunge “Klubben“ brachte. Von hier aus hatten wir ebenfalls den Blick auf den Torghatten.
Delfine zum Frühstück
Entlang der Küstenstraße Kystriksveien fanden wir viele wunderschöne und einsame Plätze zum Schlafen und entspannen. An einem Morgen gab es sogar Delfine zum Frühstück, … nein natürlich nicht auf dem Teller, sondern vor unseren Nasen im Atlantischen Ozean. Wir genossen unseren Kaffee und sahen mit Freude die schönen geschwungenen Bewegungen der edlen Tiere. Wir freuten uns jedes Mal wie kleine Kinder, wenn sich eine Rückenflosse samt Rücken zeigte. Meistens waren mehrere Delfine zusammen unterwegs, was noch viel schöner anzusehen war.
Wenn Tag und Nacht ineinander verschmelzen
Das passiert wohl nur im hohen Norden. Auch nach nun mehreren Wochen, haben wir uns immer noch nicht an das Tageslicht am Abend und in der Nacht gewöhnt. Oft sind wir um 24 Uhr immer noch nicht müde. Auch die Skandinavier sind sehr aktiv am Abend und in der Nacht. Selbst am Abend wird noch zu einer längeren Berg- oder Wandertour aufgebrochen. Das gleiche Konzept haben wir uns nun länger angeschaut und für gut empfunden. So dass wir egal zu welcher Uhrzeit, auch einfach mit Laufen oder Wandern anfingen, wenn wir wieder einmal nicht müde genug zum Schlafen waren. Es war und ist immer noch ein tolles Gefühl, das Gefühl etwas anders zu machen, wie es eigentlich gemacht wird. Wieder ein Stück mehr Leichtigkeit im Leben erfahren. Und ganz neben bei bemerkt, am Abend, entdeckt man die meisten Tiere.
Polarkreis
Mit der vorletzten der 6 Fähren auf dem Kystriksveie, aus südlicher Richtung kommend, passiert man auf der 60-Minütigen Fahrt den Polarkreis. Eine Weltkugel am Ufer kennzeichnet die Stelle. Zum Glück gab es keine Mautstelle. Es war für mich nun das dritte mal und für Justyna das zweite mal, das der Polarkreis durchquert wurde. Jedes Mal passierte das gleich, nämlich nichts. Doch hat es für uns trotzdem was magisches an sich, auch wenn es nur eine Ausgedachte Linie ist.
Kurz nach der Fähre, steuerten wir einen vorher ausgesuchten Platz an, den wir dank Hilfe mit der App Park4Night entdeckt hatten und verbrachten dort 2 Ruhetage, bevor es weiter Richtung Norden gehen soll.
Ruhetage gehen wie alle anderen Tage auch sehr schnell rum, denn es gibt jede Menge Arbeit zu tun. Bücher lesen, nichts tun, angeln, Fisch filetieren und braten, essen, wieder angeln. Es ist wirklich schön und wir genießen diese Zeit gerade sehr. Auch wenn immer wieder kleine Dinge manchmal stören, wenn zum Beispiel die Hände wieder kleben und man erst den Wasserkanister aufbauen muss für 5 Sekunden Hände waschen. Aber es ist wie alles im Leben, keine Vorteile ohne Nachteile.
Wir backten mittlerweile unser Brot oder Brötchen selber. Das Brot in Schweden und Norwegen konnten wir nicht mehr sehen, es schmeckt uns einfach nicht oder es ist viel zu süß. Was die Dänen noch in Perfektion konnten, nämlich richtig leckeres Brot, schaffen die Kollegen weiter nördlich leider nicht ganz so gut. Aber selber gebackenes Brot, schmeckt auch ziemlich gut zum selbst gefangenen Fisch. Wir fingen einige Makrelen aus dem Atlantik und waren vom Geschmack begeistert. Power-Nahrung aus dem Ozean.
Wir steuern nun auf die Lofoten zu und sind gespannt ob uns das Wetter weiterhin so treu bleibt und ob noch genügend Speicher auf der Kamera zu Verfügung ist, denn das braucht man angeblich.